Die Teepflanze

Die Teepflanze

Die Teepflanze

Die Teepflanze ist bezüglich Geschichte, Kultur und Heilwirkung eine der faszinierensten Heilpflanzen. Durch unterschiedliche Verarbeitung können aus ihren Blättern sowohl Grüner Tee als auch Schwarztee hergestellt werden. Die Teepflanze Camellia sinensis und die größere Art Camellia assamica sowie die aus diesen beiden gezüchteten oder an neue Standorte assimilierten Arten gelten als die Stammpflanzen. Carl von Linné, der berühmte schwedische Botaniker und Arzt, untersuchte im 18. Jahrhundert mit seinem Mitarbeiterstab einen Großteil der Pflanzen in aller Welt und teilte sie in sein bis heute gültiges System von Planzenfamilien ein. Im Rahmen dieser Studie erfasste er auch die Teepflanze und katalogisierte sie unter dem Namen Thea sinensis L., gehörig zur Gattung der Kamelien besiehungsweise der Theaceae. Allerdings ging Linné davon aus, dass es nur eine einzige Stammpflanze gab. Später wurde von anderen Botanikern festgestellt, dass Tee sich an neuen Standorten assimiliert und sich dementsprechend verschieden entwickelt hatte. Sie benannten daher Thea sinensis in Camellia sinensis um, und bezeichneten außerdem weitere Arten der Teepflanze, abgeleitet von ihrem jeweiligen Standort, neu – wobei einige bis heute die Ansicht vertreten, dass es sich bei Camellia assamica lediglich um eine verwilderte Form von Camellia sinensis handelt. Die Teepflanze ist ein immergrünes Gewächs. Die wechselständig angeordneten Blätter sind länglich-eiförmig, spitz zulaufend und seht fein gezahnt. Die Blüten sind weiß, weisen fünf Blütenblätter auf und duften angenehm. Camellia sinensis und Camellia assamica gehören zu den winterblühenden Kamelien – Arten, das heißt, sie blühen ab Oktober bis etwa Januar beziehungsweise bis zu den größeren Kälteeinbrüchen oder Schneefällen. Die Früchte sind dreikantig und etwas verholzt. Die Teepflanze braucht tropische oder subtropisches Regenwaldklima und gedeiht dort bis auf Höhen von 2100 Metern ü.M. Doch je höher die Regionen, desto kleiner werden die Pflanzen und desto geringer ist auch der Ertrag. Die beiden Stammpflanzen des Tees sind ursprünglich in Asien – im Raum Darjeeling, Assam und China – beheimatet. Cammelia sinensis wird im Ursprungsgebiet vier bis acht Meter hoch, Camellia assamica bis zu neun Meter, unter idealen Bedingungen sogar zwölf Meter. Weltweit sind mit allen Zuchtarten wahrscheinlich rund 30000 verschiedene Kamelien Sorten und Unterarten bekannt. Doch nur zwei davon, nämlich Camellia sinensis und Camellia assamica (einschließlich der aus diesen beiden Arten durch Züchtung beziehungsweise Assimilation entstandenen geografischen Varietäten), sind für die Teegewinnung geeignet. Der Australische Teebaum (Melaleuca alternifolia aus der Familie der Myrtaceae), der in der Aromatherapie für die Gewinnung von Teebaumöl Beliebtheit erlangt hat, ist nicht mit der Teepflanze (Camellia sinensis) zu verwechseln. Es erlangt hat ist nicht mit der Teepflanze (Camellia sinensis) zu verwechseln. Es handelt sich um zwei völlig verschiedene Pflanzen.

 

Die Wahl der Teepflanze

In allen Teeländern wird die kleinblättrige Camellia sinensis am meisten angebaut. In Japan findet man ausschließlich dieser Art, die sich jeweils den verschiedenen Standorten angepasst hat. Die Camellia sinensis eignet sich am besten für die Produktion von Grünem Tee. Die großblättrige Camellia assamica wird noch in Assam (Nordostindien), in Munar und Nilgiri (Südindien), in Sri Lanka und in den Cameronian Highlands von Malaysia angebaut. Die Ernte der Camellia assamica ist aufgrund ihrer umfangreicheren Blattgröße ausgiebiger, eignet sich jedoch eher für die Produktion von halbfermentiertem und Schwarzem Tee.

 

Die Ernte der Blätter

In den subtropischen Anbaugebieten wird normalerweise dreimal jährlich von Frühling bis Sommer geerntet, das bedeutet: junge, mittlere und ausgewachsene Blätter. Das entspricht in dieser Reihenfolge den Qualitäten Shincha, Sencha und Bancha. In den tropischen Plantagen kann ganzjährig geerntet werden, was jedoch lediglich die Produktion von Durchschnittlteesorten ermöglicht. Die traditionelle Erntemethode ist die Handpflückung, die aus Kostengründen nur noch für spezielle Frühlingsqualitäten praktiziert wird. Von Hand geernteter Tee wird nach der Regel Zwei Blätter und eine Knospe (oder ein kleines Blatt) gepflückt. Geübte Arbeiterinnen bringen täglich eine Ernte von 30 bis 35 Kilogramm frischem Tee ein. Daraus ergibt sich eine menge von 7 bis 9 Kilogramm getrocknetem, gebrauchsfertigem Tee. Heute wird vorwiegend mit Maschinen geerntet, was keinen Qualitätsverlust darstellt. In Japan wurden technisch perfekte sogenannte Tondeusen entwickelt, die auch bei einer maschinellen Ernte für Sencha- und Bancha-Sorten sehr gute Qualitäten garantieren.

 

Die Blüten

Die Zeit, in der die schwach, jedoch sehr lieblich duftenden Teeblüten zu Parfum verarbeitet wurden, ist praktisch vorbei, denn der Anbau, die Pflückung und die Destillation lohnt sich dafür nicht. Viele Jahre lang wurden trotzdem in den meisten Plantagen die Blütenknospen entfernt, weil man glaubte, dass damit mehr Kraft in die wachsenden Blätterfließe. Diese Annahme hat sich als durchwegs falsch herausgestellt. Man ist heute eher der Meinung, dass es sinnvoller ist, den natürlichen Vegetationsablauf durch Entfernen der Blüten nicht zu stören.


Grüner Tee von Peter Oppliger. AT Verlag, Aarau und München, 2010